Wer sein Auto liebt – oder es zumindest regelmäßig von A nach B bringen will – sollte sich mit einem Thema vertraut machen, das irgendwo zwischen guter Vorsorge und echter Lebensrettung für den Motor liegt: Ölstand prüfen. Keine glamouröse Angelegenheit, aber eine enorm wichtige. Denn wie so oft im Leben gilt: Wer nicht regelmäßig kontrolliert, steht irgendwann am Straßenrand. Und zwar mit einem lauten Klackern aus dem Motorraum und einem finanziellen Desaster vor Augen.
Doch bevor wir ins Öl greifen, klären wir erst mal: Warum ist Motoröl überhaupt so entscheidend?
Wofür braucht der Motor Öl?
Öl ist für den Motor das, was Kaffee für den Montagmorgen ist – absolut unverzichtbar. Es schmiert die beweglichen Teile, reduziert Reibung, schützt vor Überhitzung und beugt Korrosion vor. Ohne Öl würde sich der Motor im schlimmsten Fall innerhalb weniger Minuten selbst zerstören. Die Folge? Ein kapitaler Motorschaden, der schnell mehrere Tausend Euro kosten kann. Kurz gesagt: Ein bisschen Öl kann eine Menge Ärger verhindern.
Und genau deshalb sollte man den Ölstand prüfen, bevor das Auto einem mit rauchender Haube den Dienst verweigert.
Wann sollte man den Ölstand prüfen?
Zuerst ein weit verbreiteter Irrtum: „Das macht doch die Werkstatt beim Service!“ Klar, aber der ist oft nur einmal im Jahr. In der Zwischenzeit kann einiges passieren – vor allem, wenn der Motor schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat oder viele Kilometer abspult.
Idealerweise prüft man den Ölstand alle 1.000 bis 2.000 Kilometer oder einmal im Monat – je nachdem, was zuerst eintritt. Wer häufig Kurzstrecke fährt, sollte sogar noch öfter kontrollieren. Und ganz wichtig: Auch vor längeren Fahrten, zum Beispiel in den Urlaub, gehört der Ölcheck zum Pflichtprogramm.
So funktioniert’s
- Wer glaubt, man brauche für die Ölstandskontrolle eine Hebebühne und eine technische Ausbildung, irrt gewaltig. Tatsächlich ist es eine der wenigen Wartungsarbeiten, die wirklich jeder selbst machen kann – unabhängig von Geschlecht, Kfz-Wissen oder Affinität zu ölverschmierten Fingern.
- Das Wichtigste zuerst: Der Motor sollte abgekühlt sein oder zumindest einige Minuten nicht gelaufen sein. Idealerweise prüft man den Ölstand also morgens vor der Fahrt oder nach einer Pause. Warum? Weil das Öl sonst noch im Motorumlauf ist und sich nicht in der Ölwanne gesammelt hat – das verfälscht das Ergebnis.
- Dann öffnet man die Motorhaube. Die meisten Fahrzeuge haben einen gut sichtbaren Ölmessstab – meist mit einem gelben oder orangefarbenen Griff. Diesen zieht man heraus, wischt ihn mit einem sauberen Tuch ab (Papier geht auch), steckt ihn wieder ein, wartet zwei Sekunden und zieht ihn erneut heraus.
- Jetzt wird es spannend: Auf dem unteren Ende des Stabs befinden sich Markierungen – meist zwei Linien, ein Kreuzschraffur-Bereich oder ein kleines Loch. Der Ölfilm sollte sich zwischen den beiden Markierungen befinden – idealerweise irgendwo in der Mitte oder im oberen Drittel.
- Wenn der Ölfilm unter der Minimum-Markierung liegt, sollte dringend Öl nachgefüllt werden. Liegt er über dem Maximum, ist das ebenfalls problematisch – zu viel Öl kann schäumen oder den Motor beschädigen.
Öl nachfüllen – aber richtig
Ist der Ölstand zu niedrig, braucht es Nachschub. Aber bitte: nicht einfach irgendwas reinkippen. Moderne Motoren sind kleine Sensibelchen, was das richtige Öl angeht. Im Bordbuch oder auf einem Aufkleber im Motorraum findet man die passende Spezifikation – etwa „5W-30“ oder „0W-40“. Wer sich unsicher ist, sollte nicht blindlings das billigste Öl im Supermarktregal kaufen, sondern sich im Fachhandel oder online über das passende Produkt informieren.
Das Öl wird über die Einfüllöffnung nachgefüllt – meist mit einem Schraubverschluss, oft mit einem kleinen Ölkannensymbol gekennzeichnet. Ein Trichter verhindert Kleckereien, besonders wenn die Öffnung ungünstig liegt. Und ganz wichtig: Lieber in kleinen Schritten nachfüllen. Ein halber Liter, dann wieder messen. So verhindert man, dass man plötzlich zu viel Öl im System hat – was genauso schädlich ist wie zu wenig.
Fehler vermeiden – was man besser nicht tut
Wer das erste Mal den Ölstand prüft, kann auch einiges falsch machen – aber keine Sorge, das Auto explodiert nicht, nur weil man mal daneben gekleckert hat.
Worauf man achten sollte:
- Nie bei laufendem Motor messen. Lebensgefahr durch bewegliche Teile und heiße Komponenten.
- Nicht auf schrägem Untergrund messen. Das verfälscht die Anzeige.
- Altes oder verschmutztes Öl erkennen. Ist das Öl schwarz und dickflüssig, wird es Zeit für einen Wechsel – auch wenn der Ölstand selbst noch okay ist.
- Nicht zu oft nachfüllen, ohne zu wissen, warum es fehlt. Wer ständig Öl nachfüllen muss, hat vielleicht ein Leck oder der Motor verbrennt Öl – ein Fall für die Werkstatt.
Moderne Fahrzeuge ohne Messstab?
Einige neue Autos haben tatsächlich keinen klassischen Ölmessstab mehr – stattdessen gibt es eine elektronische Ölstandsanzeige im Bordcomputer. Praktisch, aber auch hier sollte man regelmäßig checken. Denn Technik kann ausfallen, Sensoren spinnen. Wer ganz sicher gehen will, sollte auch bei diesen Modellen regelmäßig das System aufrufen und den Status überprüfen.
Ölstand prüfen – ein kleines Ritual mit großer Wirkung
Viele Fahrer:innen denken beim Thema Autopflege zuerst an Waschanlage, Lackversiegelung oder Felgenreiniger. Dabei wäre es viel sinnvoller, sich ab und zu ein paar Minuten für den Motor zu nehmen. Der Check des Ölstands kostet nichts, geht schnell – und spart im Zweifelsfall eine Menge Geld und Nerven.
Außerdem hat es fast etwas Meditatives: Haube auf, Tuch in der Hand, ein kurzer Blick auf den Messstab – und das beruhigende Gefühl, dass unter der Haube alles im grünen Bereich ist. Wer’s einmal gemacht hat, fragt sich schnell, warum man das nicht schon früher getan hat.